Global Stories

Geschichten nachhaltigen Handelns
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Foto: https://www.weltagrarbericht.de | Foto: Achim Pohl

MASIPAG

Gemeingut statt Patente: Philippinische Reisbäuer*innen und Wissenschaftler*innen arbeiten Hand in Hand.


MASIPAG ist ein philippinisches Netzwerk von Reisbäuer*innen und Wissenschaftler*innen. Ihr Ziel ist es, lokal angepasste Reissorten zu erhalten, weiterzuentwickeln und dadurch unabhängig von Saatgutkonzernen zu bleiben.
Alles begann auf einer Konferenz im Jahr 1986, bei der Reisbäuer*innen und Wissenschaftler*innen die Folgen der „Grünen Revolution“ diskutierten: Die Mehrzahl der bäuerlichen Familienbetriebe hatte sich auf den Anbau von patentierten Hochertragssorten in Verbindung mit chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln eingelassen.

Ein Großteil der traditionellen Reissorten war dadurch verloren gegangen. Die Situation der Kleinbäuer*innen hatte sich aber nicht verbessert – im Gegenteil: Die Hochertragssorten erreichen nur unter bestmöglichen Bedingungen hohe Erträge, denn sie sind meist nicht an die lokalen Bedingungen angepasst. Das führte zu Ernteausfällen und fehlenden Nahrungsmitteln. Darüber hinaus mussten die Reisbäuer*innen immer teurer werdendes Saatgut kaufen, denn die Samen aus der eigenen Ernte zu nutzen, wie bei lokalem Saatgut üblich, ist bei patentiertem Saatgut verboten.

Einige Bauernorganisationen und Wissenschaftlern*innen gründeten deshalb gemeinsam das Netzwerk MASIPAG, um eine alternative Landwirtschaft zu entwickeln, die auf Vielfalt und Selbstbestimmung beruht. Sie ist heute so erfolgreich, dass sie vielen zum Vorbild geworden ist.

Das Besondere an MASIPAG ist, dass die Reisbäuer*innen diejenigen sind, die die Kontrolle über das Saatgut haben. Saatgut und die gesammelten Kenntnisse bei der Züchtung und Weiterentwicklung ist Gemeingut: es steht allen zur Verfügung.
Und so arbeitet MASIPAG: Möchte ein Dorf beitreten, muss erst ein Versuchsfeld zur Verfügung gestellt werden. Darauf pflanzen die Reisbäuer*innen zusammen mit MASIPAG-Züchtungstrainer*innen mindestens 50 verschiedene Reissorten ohne chemische Pflanzenschutzmittel oder Gentechnik an. Sie beobachten und bewerten deren Wachstum und wählen nach jeder Saison die besten Sorten aus. Auf diese Weise erhalten sie lokal angepasste Reissorten, die gute Erträge bringen.
Der so entstandene Schatz an Saatgut wird in gemeinschaftlichen Saatgutbanken gelagert und immer wieder neu ausgesät und weiterentwickelt. Inzwischen haben sich rund 60 Bauernorganisationen mit etwa 35.000 Reisbäuer*inne als Mitglieder MASIPAG angeschlossen, und jedes Jahr werden es mehr. In ihren Saatgutbanken bewahrt und pflegt MASIPAG inzwischen weit über 2000 Reissorten.
Anregungen für die Weiterarbeit im Unterricht finden Sie hier:

https://global-stories.de/masipag/

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Foto: ©johoo – stock.adobe.com

Bioleft

Mit einer Open-Source-Lizenz richtet sich das argentinische Netzwerk gegen die Privatisierung von Saatgut.

Inspiriert von dem Prinzip einer „quelloffenen“ Lizenz im Softwarebereich, gründete sich in Argentinien die Initiative Bioleft, mit dem Ziel, Saatgut durch eine Open-Source-Lizenz vor Privatisierung zu schützen.

Weltweit gibt es immer mehr Patente auf Saatgut, die sich in den Händen weniger multinationaler Saatgutfirmen befinden. Auch die sogenannten „alten“ Sorten fallen darunter. Denn eine Sorte kann nicht nur vom Züchter registriert werden, sondern auch von der Person, die sie „entdeckt“ hat. Dies kann dazu führen, dass Sorten, die in ländlichen Gemeinden seit Generationen angebaut, gehandelt und weitergegeben werden, nicht mehr frei verwendet werden können, denn die Saatgutfirmen verlangen, dass die Bäuer*innen für das dann patentierte Saatgut bezahlen müssen. Diese Situation wird als „Biopiraterie“ bezeichnet.

Das argentinische Netzwerk Bioleft möchte dieser Entwicklung ein anderes System entgegensetzen: eine Open-Source-Lizenz auf Saatgut. Ähnlich wie die Creative-Commons-Lizenzen, von Autoren und Künstlern, kann Saatgut dann frei genutzt werden. Für die Bäuer*innen bedeutet das, dass sie über das Saatgut, das seit Generationen angebaut wird, weiterhin die Kontrolle haben. Sie können das Saatgut frei nutzen, Vermehren und züchten. Bei jeder Weitergabe des Saatguts werden an die Empfänger*innen die gleichen Rechte und Pflichten übertragen. Die Sorte bleibt also Gemeingut für alle!

Bioleft unterstützt weiterhin die Forschung und Weiterentwicklung von Saatgut. Dabei arbeitet die Initiative mit Wissenschaftler*innen, Universitäten und Landwirt*innen zusammen. Weiterentwickelte und neugezüchtete Sorten haben natürlich auch die Open-Source-Lizenz.
Anregungen für die Weiterarbeit im Unterricht finden Sie hier:

https://global-stories.de/bioleft/

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Besuchen Sie uns auf:
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